Es war einmal in einem kleinen Dorf, eingebettet zwischen sanften Hügeln und blühenden Feldern, ein Mädchen namens Ella. Ihr Leben war einfach, aber glücklich, bis ihre Mutter plötzlich starb. Ihr Vater, ein wohlhabender Kaufmann, heiratete bald darauf wieder, in der Hoffnung, Ella eine neue Mutter zu geben und ihr das Leben zu erleichtern.

Die neue Frau brachte zwei Töchter mit in das Haus, und von dem Moment an änderte sich Ellas Leben drastisch. Ihre Stiefmutter und Stiefschwestern behandelten sie von Anfang an schlecht. Bald musste sie im Haus dienen, die schwersten Aufgaben erledigen und in einem kleinen, kalten Zimmer im Dachboden schlafen. Sie wurde oft verspottet und schikaniert, insbesondere von ihren Stiefschwestern, die sie wegen ihrer schmutzigen Kleidung und ihrer Ascheflecken nur noch „Aschenputtel“ nannten.

Obwohl Ella unglücklich war, verlor sie nie ihren Mut oder ihre Freundlichkeit. Sie sprach oft mit den Tieren im Wald und fand Trost in ihrer Gesellschaft. Ihre einzige Freude war es, abends nach getaner Arbeit am Kamin zu sitzen und Geschichten zu lesen, die sie von ihrer Mutter geerbt hatte.

Eines Tages erreichte eine Einladung das Haus: Der König veranstaltete einen Ball zu Ehren seines Sohnes, des Prinzen, der auf der Suche nach einer Braut war. Alle unverheirateten jungen Frauen des Königreichs waren eingeladen. Ellas Stiefschwestern konnten ihre Aufregung kaum verbergen und begannen sofort, sich auf das große Ereignis vorzubereiten.

Ella wünschte sich nichts sehnlicher, als auch an dem Ball teilzunehmen, doch ihre Stiefmutter lachte nur spöttisch. „Du? Ein einfaches Dienstmädchen auf dem königlichen Ball? Du träumst wohl. Bleib lieber zu Hause und sorge dafür, dass das Haus in unserer Abwesenheit glänzt.“

Am Tag des Balls half Ella ihren Stiefschwestern, sich anzukleiden und zu schminken. Sie sah ihnen traurig nach, als sie in einer prächtigen Kutsche davonfuhren. Doch als sie wieder allein war, konnte sie ihre Tränen nicht länger zurückhalten. Sie ging zum Kamin und setzte sich in die Asche, in der Hoffnung, Trost zu finden.

Plötzlich erschien vor ihr ein strahlendes Licht, und eine freundliche alte Frau trat aus dem Nichts hervor. „Weine nicht, liebe Ella,“ sagte die Frau sanft. „Ich bin deine gute Fee. Du sollst zum Ball gehen und einen wundervollen Abend erleben.“

Ella konnte kaum glauben, was sie hörte. Die gute Fee winkte mit ihrem Zauberstab, und auf magische Weise verwandelten sich die schmutzigen Lumpen, die Ella trug, in ein atemberaubendes Kleid aus Gold und Silber. An ihren Füßen erschienen gläserne Schuhe, die funkelten wie Sterne. Ein Kürbis vor dem Haus wurde in eine prächtige Kutsche verwandelt, und die Mäuse, die in der Nähe herumhuschten, wurden zu prächtigen Pferden.

„Doch denke daran,“ warnte die gute Fee, „der Zauber wird um Mitternacht verfliegen. Du musst vor dem letzten Glockenschlag zurück sein.“

Ella dankte der guten Fee von Herzen und fuhr voller Vorfreude zum Schloss. Dort angekommen, zog sie sofort die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf sich. Der Prinz, der die vielen Mädchen höflich begrüßt hatte, konnte seinen Blick nicht von Ella abwenden. Er trat auf sie zu und bat sie um einen Tanz.

Die Stunden vergingen wie im Flug, und Ella vergaß fast die Warnung ihrer guten Fee. Doch als die erste Glocke Mitternacht schlug, erinnerte sie sich plötzlich daran. Panisch rannte sie aus dem Ballsaal, ohne sich zu verabschieden. Auf der Treppe verlor sie einen ihrer gläsernen Schuhe, aber sie hatte keine Zeit, ihn aufzuheben. Gerade rechtzeitig erreichte sie die Kutsche, die sich zurück in einen Kürbis verwandelte, als die letzte Glocke verklang.

Am nächsten Morgen war das ganze Königreich in Aufruhr. Der Prinz hatte verkündet, dass er das Mädchen, das den gläsernen Schuh verloren hatte, heiraten würde. Boten zogen von Haus zu Haus und probierten den Schuh an jedem Mädchen des Landes an. Auch Ellas Stiefschwestern versuchten ihr Glück, aber der Schuh passte keiner von ihnen.

Schließlich kamen die Boten auch zu Ellas Haus. Die Stiefschwestern probierten den Schuh an, doch er war viel zu klein für ihre Füße. Als Ella zaghaft fragte, ob sie den Schuh auch anprobieren dürfe, lachten ihre Stiefmutter und Stiefschwestern sie aus. Doch die Boten bestanden darauf, dass jedes Mädchen im Haus eine Chance bekommen sollte.

Als Ella den Schuh anzog, passte er perfekt. Die Boten jubelten, und Ella wurde zum Schloss gebracht. Dort erkannte der Prinz sie sofort wieder, und sie fielen sich in die Arme. Wenig später wurde eine prachtvolle Hochzeit gefeiert, und Ella zog in das Schloss, wo sie von allen geliebt und respektiert wurde.

Und so lebte Ella, das Aschenputtel, glücklich bis ans Ende ihrer Tage, umgeben von Liebe und Freundlichkeit. Ihre Güte und ihr Mut hatten sie letztendlich zu ihrem Glück geführt.