Es war einmal in einem weit entfernten Königreich, das von einem gütigen und gerechten König namens Ludwig regiert wurde. König Ludwig hatte eine einzige Tochter, Prinzessin Dorothea. Dorothea war jedoch nicht wie andere Prinzessinnen, die man in Märchen findet. Sie war nicht schön im herkömmlichen Sinne. Ihre Haut war blass und uneben, ihre Nase war zu groß und ihre Augen waren von einem unnatürlichen Grau. Die Leute im Königreich nannten sie hinter ihrem Rücken „die hässliche Prinzessin“.

Trotz ihrer Erscheinung hatte Dorothea ein Herz aus Gold. Sie war freundlich, mitfühlend und äußerst intelligent. Sie verbrachte ihre Tage damit, den Armen zu helfen, die Kranken zu pflegen und die Tiere des Königreichs zu retten. Doch trotz ihrer guten Taten sahen die Menschen nur ihre äußere Erscheinung und behandelten sie oft mit Spott und Verachtung.

Eines Tages beschloss König Ludwig, einen Ball zu Ehren von Dorotheas zwanzigstem Geburtstag zu veranstalten. Er hoffte, dass die anderen Adligen im Land die Güte und den Charme seiner Tochter erkennen und ihre innere Schönheit schätzen würden. Doch die Nachricht von dem Ball löste unter den Adligen großes Getuschel aus. Viele von ihnen waren sich sicher, dass kein Prinz oder edler Ritter Interesse an einer so hässlichen Prinzessin haben würde.

Am Abend des Balls war Dorothea nervös. Sie hatte ein wunderschönes Kleid angezogen, das ihre Mutter ihr hinterlassen hatte, und ihr Haar war kunstvoll frisiert. Doch als sie in den großen Ballsaal trat, spürte sie die Blicke der Gäste auf sich ruhen und hörte ihr leises Gemurmel. Sie zwang sich zu einem Lächeln und begann, sich mit den Gästen zu unterhalten.

Währenddessen betrat ein geheimnisvoller Fremder den Ballsaal. Er war in einen einfachen, aber eleganten schwarzen Mantel gehüllt, und sein Gesicht war hinter einer Maske verborgen. Niemand wusste, wer er war oder woher er kam, aber seine Anwesenheit erregte sofort Aufmerksamkeit. Der Fremde beobachtete die Menge und seine Augen blieben auf Dorothea hängen. Er ging auf sie zu und verbeugte sich tief.

„Prinzessin Dorothea“, sagte er mit sanfter Stimme, „darf ich um diesen Tanz bitten?“

Dorothea war überrascht und fühlte sich geschmeichelt. Sie nahm seine Hand und ließ sich auf die Tanzfläche führen. Die beiden begannen zu tanzen, und es schien, als würden sie in ihrer eigenen kleinen Welt schweben. Der Fremde war ein ausgezeichneter Tänzer, und Dorothea fühlte sich zum ersten Mal an diesem Abend wirklich glücklich.

Während des Tanzes erzählte der Fremde Dorothea von fernen Ländern und exotischen Abenteuern. Er sprach von mutigen Taten und verlorenen Schätzen, aber auch von den einfachen Freuden des Lebens. Dorothea hörte fasziniert zu und spürte eine tiefe Verbindung zu diesem geheimnisvollen Mann.

Als der Tanz endete, verbeugte sich der Fremde erneut und küsste Dorotheas Hand. „Ich danke Ihnen, Prinzessin“, sagte er. „Es war mir eine Ehre, mit Ihnen zu tanzen.“

Dorothea lächelte. „Die Ehre war ganz meinerseits. Aber wer sind Sie?“

Der Fremde lächelte geheimnisvoll. „Das ist eine Geschichte für einen anderen Tag, meine Prinzessin. Doch seien Sie versichert, dass ich zurückkehren werde.“

Mit diesen Worten verließ der Fremde den Ballsaal, und Dorothea sah ihm nach, bis er aus ihrem Blickfeld verschwunden war. Die Gäste flüsterten und spekulierten über die Identität des geheimnisvollen Tänzers, aber niemand konnte eine Antwort finden.

In den folgenden Wochen dachte Dorothea oft an den Fremden. Sie fragte sich, wer er war und ob sie ihn jemals wiedersehen würde. Ihre Gedanken kehrten immer wieder zu dem Abend des Balls zurück und zu dem Gefühl, das sie verspürt hatte, als sie mit ihm tanzte.

Eines Tages, während Dorothea in den Gärten des Schlosses spazieren ging, bemerkte sie eine Gestalt, die unter einem Baum saß. Als sie näher kam, erkannte sie den geheimnisvollen Fremden vom Ball. Er hatte seine Maske abgenommen, und Dorothea sah zum ersten Mal sein Gesicht. Er war nicht wie die gutaussehenden Prinzen aus den Märchen, die sie kannte, aber er hatte eine freundliche Ausstrahlung und ein warmes Lächeln.

„Ich wusste, dass Sie zurückkehren würden“, sagte Dorothea, als sie sich ihm näherte.

Der Fremde lächelte. „Ich habe es Ihnen versprochen, nicht wahr? Mein Name ist Alexander, und ich bin ein Wanderer. Ich reise von Ort zu Ort und suche nach dem, was wirklich wichtig ist im Leben.“

Dorothea setzte sich neben ihn. „Und was haben Sie bisher gefunden?“

Alexander schaute sie an und seine Augen funkelten. „Ich habe viele Dinge gesehen und viele Menschen getroffen. Aber das Wichtigste, was ich gelernt habe, ist, dass wahre Schönheit von innen kommt. Es sind die Taten und das Herz eines Menschen, die ihn wirklich schön machen.“

Dorothea spürte, wie ihr Herz schneller schlug. „Glauben Sie, dass jemand wie ich schön sein kann?“

Alexander nahm ihre Hand und sah ihr in die Augen. „Dorothea, Sie sind die schönste Person, die ich je getroffen habe. Nicht wegen Ihres Aussehens, sondern wegen der Güte und Liebe, die Sie in sich tragen. Das ist die wahre Schönheit.“

Tränen traten in Dorotheas Augen. Sie hatte so lange daran gezweifelt, dass jemand sie jemals als schön betrachten könnte. Aber Alexanders Worte berührten sie tief und sie wusste, dass er die Wahrheit sprach.

Die beiden verbrachten den ganzen Tag miteinander und erzählten sich Geschichten aus ihrem Leben. Alexander erzählte von seinen Abenteuern und Dorothea von ihren Träumen und Hoffnungen für die Zukunft. Sie lachten und weinten zusammen und spürten eine wachsende Verbundenheit.

Im Laufe der Zeit besuchte Alexander Dorothea immer häufiger. Sie wurden enge Freunde und schließlich verliebten sie sich ineinander. Die Menschen im Königreich begannen, ihre Meinung über Dorothea zu ändern, als sie sahen, wie glücklich sie mit Alexander war und wie ihre innere Schönheit ihre äußere Erscheinung überstrahlte.

Eines Tages machte Alexander Dorothea einen Antrag. Er kniete vor ihr nieder und hielt einen einfachen, aber wunderschönen Ring in der Hand. „Dorothea, willst du meine Frau werden und mit mir durch das Leben reisen, egal wohin es uns führt?“

Dorothea konnte ihre Tränen nicht zurückhalten. „Ja, Alexander, das will ich. Mit dir an meiner Seite fühle ich mich endlich vollständig.“

Sie heirateten in einer einfachen, aber wunderschönen Zeremonie, umgeben von ihren Freunden und der Familie. König Ludwig war überglücklich, seine Tochter so glücklich zu sehen, und segnete ihre Ehe von ganzem Herzen.

Dorothea und Alexander reisten zusammen durch die Welt, halfen den Bedürftigen und verbreiteten Liebe und Güte, wohin sie auch gingen. Die Geschichte der hässlichen Prinzessin, die zur schönsten Frau im Königreich wurde, weil sie die wahre Bedeutung von Schönheit entdeckte, wurde zu einer Legende, die noch viele Generationen lang erzählt wurde.

Und so lebten Dorothea und Alexander glücklich bis ans Ende ihrer Tage, und ihre Liebe und Güte inspirierten die Menschen in ihrem Königreich und darüber hinaus.